Kinder, wie die Zeit vergeht! Nach den anfänglichen Boom-Jahren der IT über die Jahrtausendwende und der zwischenzeitlichen Ernüchterung, nimmt die Digitalisierung „von allem“ in Sachen IoT, Industrie 4.0, IT 4.0 und vor allem in Richtung Konsumenten seit einigen Jahren stark zu. Dennoch läuft weiterhin eine tendenziell steigende Anzahl von IT-Projekten schnurstracks, manchmal auch erst schlingernd, vor die Wand. Boom!
Danach versucht man entweder möglichst motiviert zu bleiben, rappelt sich auf und beginnt neu – was ein enormes Zusatzbudget zur Folge hat, oder lässt es direkt bleiben und schreibt die getätigten Investitionen einfach ab.
Aber wie kommt es überhaupt zu dieser Situation?
Neben diversen anderen Einflüssen liegt eine Ursache in der Unerfahrenheit oder mangelnden Passfähigkeit der Projekt- und Programmleiter. Ob diese über die Jahre zunimmt, wie wir annehmen, oder dies eine gefühlte Entwicklung ist, überlassen wir anderen zu untersuchen. Nicht zu übersehen sind jedoch ein paar Tatsachen:
Der IT-Einkauf wurde bei den meisten Großunternehmen in den letzten Jahren entweder komplett an Vermittler ausgelagert, oder es wurden mit einer Handvoll Lieferanten umfangreiche Rahmenverträge geschlossen – meistens „um den Einkauf zu entlasten“. Dabei wurden die Konditionen seitens der „neuen Lieferanten“ deutlich gedrückt. In der Lage, aus eigenen Reihen die Nachfrage an erfahrenen Projektmanagern zu bedienen, sind eben jene Dienstleister aber leider eben nicht. Stattdessen greifen sie auf Unterauftragnehmer für die gefragten Projektleiter-Positionen zurück und erfüllen oft nur auf dem Papier die kundenseitig geforderten Qualifikationen. Hauptkriterium ist hier also: Wen bekomme ich zum günstigsten Tagessatz, um die eigene Marge zu verbessern? Damit geraten Kunden an unerfahrene Projektleiter – oder solche, die meinen erfahren genug zu sein – zu Stundensätzen unterhalb denen eines KFZ-Meisters. Im Ergebnis wäre es eventuell besser, den KFZ-Meister zu nehmen.
Bei den bekannten, sehr großen Vermittler-Plattformen, die mittlerweile auch als „echte Dienstleister“ (IT-Einkauf, IT-Experten und Beratung) auftreten, ist es sogar noch schlimmer: Heerscharen unerfahrener Service-Center-Mitarbeiter schreiben semi-passende Profile aus einer Datenbank, die zig-tausende CV’s von Freiberuflern enthält, an. Dabei suchen sie vor allem nach dem billigsten Tagessatz, plus halbwegs passendem Profil, ihre Kandidaten aus. Das Ironische daran: Kunden erwarten Krisenprojekt-erfahrene Projektmanager mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung zum Tagessatz eines frischen Software-Entwicklers.
Die völlig nachvollziehbare und richtige Strategie, interne Projektleiter zu benennen, um das Know-How im eigenen Haus aufzubauen, trifft dann nicht ins Schwarze, wenn es eine reine Benennung der Person ist, aber die Erfahrung fehlt. Hier bietet sich an, für einen Übergangszeitraum externes Beratungs-Know-How einzukaufen und die internen Mitarbeiter zukünftig zu befähigen, die Aufgaben zu übernehmen.
Gleiches geschieht ebenfalls gerade zum Berufsbild der IT-Architekten. Jeder, der den Titel des Anforderungsprofils buchstabieren kann, ist Senior IT-Architekt. Glückauf!
Uns bei NOVEDAS ist es immer wieder ein Rätsel, wie Konzerne zu großen (>100 Mio. EURO) oder unternehmensstrategisch gewichtigen IT-Projekten einen der oben genannten Wege bei der Suche nach externer Expertise gehen können.
Kinder, wie die Zeit vergeht! Aber eins bleibt: Nach billig kommt teuer.