Die Nutzung der Cloud verspricht Flexibilität, Geschwindigkeit und Skalierbarkeit. Viele Unternehmen sind sich jedoch nicht darüber im Klaren, wie schnell und wie tief sie an bestimmte Cloud-Anbieter gebunden sind. Diese Bindungen können bei einem notwendigen Wechsel oder einer Diversifizierung der Dienste zum Problem werden. Rechtliche Rahmenbedingungen, unternehmensstrategische Überlegungen, weltgeschichtliche Ereignisse oder Kostengründe können einen Anbieterwechsel erforderlich machen. Ein Anbieterwechsel kann zwar technisch möglich sein, ist aber häufig mit Komplexität und hohen Kosten verbunden – insbesondere dann, wenn die eigenen Dienste und Daten stark an die spezifischen Tools und Schnittstellen des Anbieters gebunden sind.
Anforderungen an Cloud Infrastruktur steigen
Angesichts immer strengerer Datenschutz- und Compliance-Regelungen müssen Unternehmen besondere Anstrengungen unternehmen, um ihre Cloud-Lösungen konform zu gestalten. Auch Änderungen in der Gesetzgebung oder in den Datenschutzrichtlinien der Anbieter können dazu führen, dass Unternehmen ihre Cloud-Strategie anpassen oder aufgeben müssen. Diese Herausforderungen erfordern ständige Aufmerksamkeit und Anpassungsfähigkeit, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.
Aus diesem Grund empfiehlt es sich, frühzeitig über einen möglichen Ausstieg bei einem Anbieter nachzudenken. Doch wie sollte dieser aussehen?
Eine effektive Strategie erfordert eine sorgfältige Planung und Vorbereitung, wobei insbesondere die möglichen Migrationsziele zu berücksichtigen sind. Beispielsweise erfordert die Entscheidung für On-Premise die Verfügbarkeit von geeignetem Personal und geeigneter Hardware. Soll zu einem anderen Cloud-Anbieter migriert werden, sollte auch dieser bereits technisch und rechtlich evaluiert worden sein.
Teil der Planung sollte auch die Datenmigration sein. Die Datenmigration stellt eine große und unterschätzte Hürde beim Verlassen der Cloud dar. Daher ist eine sorgfältige Planung erforderlich, um Datenverluste zu vermeiden und sicherzustellen, dass alle Daten korrekt und vollständig in das neue System oder die neue Umgebung übertragen werden. Dabei ist es wichtig, sowohl die technischen als auch die datenschutzrechtlichen Aspekte der Migration zu berücksichtigen. Datenvolumen, Vertraulichkeit und Volatilität sind hier die wichtigsten Einflussfaktoren. Insbesondere die Volatilität kann bei Zero-Downtime-Szenarien eine Herausforderung darstellen.
Neben der Datenmigration müssen auch die Anwendungen, die in der Cloud laufen, migriert werden. Unternehmen müssen sicherstellen, dass diese Anwendungen in der neuen Umgebung effizient laufen, unabhängig davon, ob es sich um einen anderen Cloud-Anbieter oder eine lokale Infrastruktur handelt. Im besten Fall ist eine Neuinstallation ausreichend. Es kann aber auch sein, dass die Software angepasst oder im schlimmsten Fall neu entwickelt werden muss. Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, den Zeit- und Kostenaufwand durch frühzeitige Planung zu reduzieren. Dies kann beispielsweise durch den Verzicht auf FaaS (Function as a Service) bei der Entwicklung und die Containerisierung der Anwendung erreicht werden. Ebenso hilft es, Cloud-spezifische Services zu vermeiden.
Ein oft vernachlässigter Aspekt ist die Schulung der Mitarbeiter und die Weitergabe von Know-how. Ein Wechsel von einem Cloud Anbieter zu einem anderen Cloud Anbieter kann neue Arbeitsprozesse und Werkzeuge mit sich bringen. Hierfür muss geeignetes Personal zur Verfügung stehen. Ein reibungsloser Übergang hängt von der Bereitschaft und Fähigkeit der Mitarbeiter ab, sich auf die neuen Systeme und Prozesse einzustellen. In diesem Zusammenhang ist eine effektive interne Kommunikation von entscheidender Bedeutung, um Unsicherheiten zu minimieren und die Motivation aufrechtzuerhalten.
Eine Exit-Strategie sollte mit der Implementierungs-Entscheidung vorliegen
Die Notwendigkeit einer Exit-Strategie für die Cloud oder einen Cloud-Anbieter liegt auf der Hand: Sie dient als unverzichtbarer Fallschirm in einer sich schnell verändernden IT-Landschaft. Obwohl die Cloud viele Vorteile bietet, darf die Vorbereitung auf mögliche Veränderungen oder Herausforderungen nicht vernachlässigt werden. Eine proaktive Planung für einen möglichen Ausstieg aus der Cloud schützt Unternehmen vor unerwarteten Veränderungen und gewährleistet eine kontinuierliche Flexibilität und Kontrolle über ihre IT-Umgebung. Letztlich ist eine gut durchdachte Exit-Strategie kein Ausdruck von Misstrauen gegenüber der Cloud, sondern ein kluger Schritt in eine sichere und selbstbestimmte technologische Zukunft. Die genannten Überlegungen sind nicht abschließend und möglicherweise nicht für jedes Unternehmen relevant. Dennoch ist es sinnvoll, sich frühzeitig Gedanken über ein Ausstiegsszenario zu machen und sich dafür zu sensibilisieren.