Viele unserer Kunden sind in den letzten Jahren agil geworden oder haben zumindest einige Projekte agil umgesetzt, um Erfahrungen zu sammeln. Andere haben gleich den großen Wurf gemacht und haben ihre Systementwicklungsmethoden komplett nach SAFe (Scaled Agile Framework) ausgerichtet.
Die Herausforderung bei der Einführung neuer Methoden in Organisationen besteht darin, dass diese von allen Beteiligten verstanden, deren Nutzen akzeptiert und aktiv unterstützt werden. Ansonsten droht aufgrund des Trägheitsgesetzes von großen Organisationen ein Scheitern von Veränderungsbestrebungen. Dazu gehören auch notwendige Veränderungen in der Organisationsstruktur, damit die von der Organisation genutzten IT-Systeme dazu passend (weiter-)entwickelt werden. Das hat Conway schon 1968 erkannt und im „Conways Law“ formuliert, das aussagt, dass IT-Systeme die Kommunikationsstruktur ihrer Organisation abbilden. Das bedeutet, dass die Kommunikationsstruktur der Organisation später in Schnittstellen zwischen IT-Systemen münden, was bezüglich der System-Architektur immer eine Komplexität mit sich bringt und gut überlegt sein will hinsichtlich Änderbarkeit, Resilienz und Verfügbarkeit von Systemen. Oft sind aber die organisatorischen Strukturen und deren direkte Abbildung in IT-Systemen nicht immer gute Lösungen aus Architektursicht. Oft ist der Einsatz von Standardsoftware vorgegeben und der Rest der IT-Welt muss sich integrieren – das andere Extrem ist, dass für eine neue Anforderung gleich ein neues IT-System aus dem Boden gestampft wird, das dann auch wieder mit Schnittstellen integriert werden muss. Ein echtes Dilemma.
Wenn wir den Nutzen des SAFe-Frameworks, passend zugeschnitten auf die Größe der Organisation, als sinnvoll gegeben hinnehmen, kommt man als Organisation nicht umhin, sich bezüglich der Organisations-Struktur anzupassen. Es funktioniert einfach nicht, die bestehende Abteilungs-Struktur beizubehalten und dann „agil“ zu werden, sondern man hat mit der Nutzung von SAFe eine größere Aufgabe zu lösen, die Organisation neu auszurichten, damit man aus Unternehmenssicht so agil und umsetzungsstark wird, wie man sich das wünscht und oft auch in kompetitiven Märkten erforderlich ist. Es reicht auch nicht, die Abteilungen umzubenennen – das hätte denselben Effekt als wenn man die Container eines Container-Schiffes alle neu bezeichnet und dann hofft, dass das Schiff schneller und ggf. woanders hinfährt.
Doch wie kann man das Problem der Organisationsänderung lösen, wenn man agiler werden will? Die eine Antwort oder „Silver Bullet“ gibt es dafür leider nicht. Doch aus der Erfahrung unserer Beratungstätigkeit bei unseren Kunden haben wir einige Best Practices erkannt, die einem den Weg zu einer besseren, agileren Organisation ebnen:
Die Menschen mitnehmen
Jede Änderung fängt bei den Beteiligten an. Eine neue Methode oder Organisationsform übergestülpt zu bekommen, ohne diese oder deren Zweck zu kennen, ist zum Scheitern verurteilt. Ein gutes begleitendes Change-Management ist hier unbedingt erforderlich, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den benötigten Kompetenzen auszustatten und diese zu befähigen, die Änderungen auch zu ihrem eigenen Nutzen umzusetzen. Oft besteht die (unbegründete) Angst, dass Veränderungen zum Nachteil sind – hier bestehen oft Chancen, dass man eine interessantere Arbeit und/oder Arbeitsumfeld erhält, in das man sich stärker einbringen kann und Ergebnisse der eigenen Arbeit schneller in Produkten oder Diensten umgesetzt sieht. Das ist eine große Motivation und trägt zur Arbeitszufriedenheit bei.
Die Organisations-Strukturen passend ändern
Jede Organisation ist anders und so gibt es auch nicht das eine Organigramm, das die Lösung für alle Probleme ist. Sicher ist, dass man etwas ändern muss, wenn man zu anderen Ergebnissen kommen möchte. Mit der Einführung von SAFe und agilen Prozessen muss man sich sehr überlegt Gedanken machen, welche Produkte oder Dienste man in welcher Struktur entwickeln möchte und dann kann man sich anhand dieser Struktur eine geeignete Organisationsform überlegen. Damit die IT-Systeme später auch agil entwickelt werden können und Änderungen schnellstmöglich in Produktion gebracht werden, sollte die Struktur der IT-Systeme denen der Organisation entsprechen. Gute Praxis hierbei ist, dass nach fachlichen Domänen sortiert wird, wobei die fachlichen Domänen immer an einen Einsatzkontext gebunden sind (bounded context), um die Anzahl von Schnittstellen zu minimieren, die ansonsten die Komplexität erhöhen, da man mit jeder Schnittstellenänderung Abhängigkeiten zu anderen IT-Systemen beachten und ggf. diese auch ändern muss. Um einen Überblick zu behalten und „Wildwuchs“ zu vermeiden, ist in großen Organisationen der Einsatz eines Domänenarchitekten sinnvoll, der die Lösungsarchitekten:innen in ihrer Arbeit unterstützt.
Die Produkte an den Kundenbedürfnissen ausrichten
Wenn man sich die Mühe macht, seine Organisation zu verändern, um agiler und schneller Anforderungen umzusetzen, sollte man immer die Kundenbedürfnisse im Blick haben, um seine Produkte und Services an diesen auszurichten. Aus Unternehmenssicht betrachtet ist es sinnvoll, genau die Bereiche zu identifizieren, in denen die agile Umsetzung von Kundenbedürfnissen gegenüber dem Markt einen Unterschied machen und genau hier ggf. mit der Einführung agiler Methoden anzufangen. Dabei sollte man nicht in die Stimmung verfallen, dass man selbst den Kunden am besten kennt, sondern sollte ihn an der Entwicklung partizipieren lassen oder zumindest Gehör schenken. Das ist heute im Zeitalter sozialer Medien ein leicht umzusetzendes Unterfangen.
Wenn auch Sie planen, agiler und schneller in der Umsetzung Ihrer IT-Projekte zu werden, die einen wesentlichen Wertbeitrag zu Ihren Produkten und Dienstleistungen haben, können wir Ihnen seitens NOVEDAS gerne in der Implementierung von SAFe weiterhelfen.