Einer meiner letzten Artikel zum Thema Green IT endete mit folgendem Absatz:
„„“Auf Basis dieser Analysen und der vorangegangenen Sensibilisierung im gesamten Unternehmen kann dann eine über alle Unternehmenseinheiten abgestimmte Strategie und Roadmap definiert werden, mit der die IT den ersten Schritt auf dem Weg zur tatsächlichen Umsetzung von Green IT gehen sollte.“““
Das war Anfang 2023 und unsere Welt hat sich in der Zwischenzeit ein paar Mal um sich selbst gedreht. Wir haben uns in der Zwischenzeit bewegt. Und weil wir Menschen sind, glauben wir, dass wir uns wieder ein Stück weiter bewegt haben. Vor allem im Zusammenhang mit KI-Systemen wie ChatGPT, Microsoft Copilot und ihren Verwandten.
An dieser Stelle möchte ich die Überschrift dieses Beitrages mit dem verbinden, was dann folgt: Sind wir mit Künstlicher Intelligenz überall und an allen Stellen wirklich auf dem richtigen Weg in eine bessere Zukunft oder eher – zumindest teilweise – auf dem Holzweg in eine „Brave New World“, insbesondere im Hinblick auf das Ziel einer Green IT?
Wir bei NOVEDAS sehen unsere Aufgabe als Berater nicht nur darin, unseren Kunden jeden neuen Trend blind aufzuschwatzen. Unser Selbstverständnis ist es, Trends zu hinterfragen, den tatsächlichen Nutzen für unsere Kunden zu prüfen und dann den vielleicht nicht trendigen, aber dennoch sinnvollen Weg zu gehen.
Wenn ein Unternehmen beschließt, seine Informationstechnologie CO2-neutraler auszurichten, muss es die oben genannten Analysen schonungslos durchführen: den wirtschaftlichen Nutzen und den Carbon Footprint jedes Teils der IT prüfen und daraus die entsprechenden Schlüsse ziehen.
Beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unternehmen sollte genau geprüft werden, ob Künstliche Intelligenz wirklich an jeder Stelle der richtige Weg ist: Braucht man wirklich in jeder Installation von Microsoft Office den Microsoft Copilot? Eine Internetrecherche in ChatGPT benötigt schätzungsweise die sechzigfache Energie, um zum gleichen Ergebnis zu kommen wie eine einfache Suche in einer Suchmaschine wie Google. Hier ist aus unserer Sicht dringend zu prüfen, ob KI wirklich an jedem Arbeitsplatz zum Einsatz kommen muss oder ob man dies auf die Aufgaben beschränken sollte, bei denen es wirklich Sinn macht. Im kreativen Bereich ist der Office-Copilot sicher sinnvoll. Ob aber in der Buchhaltung die Suche nach den neuesten gesetzlichen Regelungen per KI erfolgen muss, ist zumindest fraglich.
Wir glauben nicht, dass dieses Szenario in vielen Unternehmen bereits relevant ist. Die Erfahrung zeigt aber, dass sich technologische Trends nach einer gewissen Zeit auch ungesteuert in den Unternehmen verbreiten: Bevor man beim Kollegen zwei Räume weiter nach dem aktuellen Gesetzestext sucht (wie noch vor 20 Jahren), greift man heute einfach zur Suchmaschine. Und vielleicht lässt ein Vorgesetzter in fünf Jahren eine E-Mail an seinen Mitarbeiter von Office Copilot schreiben, die er heute noch selbst formuliert.
Wie ich schon in einem meiner Artikel geschrieben habe: Der Weg zur Green IT ist ein langfristiger. Bereits heute müssen die Weichen für die Optimierungen der nächsten Jahre gestellt werden. Der gezielte – nicht flächendeckende – Einsatz von KI könnte eine davon sein.