Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, einem Vortrag und einer nachfolgenden Diskussion über künstliche Intelligenz beizuwohnen. Das Interessante daran war die Tatsache, dass sowohl der Vortragende als auch der Großteil der Diskussionsteilnehmer – zumindest relative, aber sehr interessierte und meinungsoffene – Laien in diesem Thema waren und sich nach kurzer Zeit des gemeinsamen Gedankenaustausches darauf versteiften, dass eine künstliche Intelligenz niemals an eine menschliche Intelligenz heranreichen wird.
Diesen Aspekt in diesem Newsletter zu beleuchten, sprengt hier den Rahmen. Deshalb konzentriere ich mich auf ein wesentliches Argument der Diskussionsteilnehmer: den des Algorithmus als Grundlage maschineller Aktivitäten. Hauptargument für den Unterschied von Mensch und Maschine in der Diskussion war, dass ein Computer immer nur prädeterminierte Ergebnisse auf Eingangsgrößen geben kann. Deshalb, so die Schlussfolgerung, sei der Computer für immer in diesem von Kausalität geprägtem „Denkraum“ gefangen. Und diese Kausalität sei schließlich durch Algorithmen vorgegeben und damit niemals kreativ und auch niemals zu Gefühlen fähig.
Künstliche Intelligenz ungleich Big Data
Hier wurde mir klar, dass die neueren Ergebnisse der KI-Forschung und des KI-Business noch nicht jeden erreicht haben: Schon heute sind einfach verfügbare KI-Systeme in der Lage, sich aus dem Korsett der Algorithmen und prädeterminierten Antworten zu befreien. Sie können Fähigkeiten entwickeln und zu Ergebnissen kommen, die sich in keiner Weise mit den zugrundeliegenden, anfänglichen Regeln ihrer Existenz vergleichen lassen. KI-Systeme nutzen heute Mechanismen wie Machine / Deep Learning, um auf Basis von Daten und von Menschen ungesteuert neue Zusammenhänge zu lernen und zu identifizieren.
Das Wichtige dabei ist, dass das erlernte Wissen und die Schlussfolgerungen, die diese Systeme damit ziehen, in keiner Weise algorithmisiert sind. Die Informationen werden in neuronalen Netzwerken gespeichert, die sich an die Strukturen im Gehirn eines Lebewesens anlehnen. Wie bei einem Lebewesen ist auch bei künstlichen neuronalen Strukturen nicht vollständig klar, wo genau sich welche Informationen befinden und wo welche Schlussfolgerungen gezogen werden. Auf keinen Fall liegen jedoch irgendwelche Algorithmen vor, die eine von außen einfach vorhersagbare Kausalität haben.
Wie weit das inzwischen gediehen ist, zeigt das Beispiel zweier experimenteller KI-Systeme bei Facebook. Diese sollten sich eigentlich mittels der englischen Sprache über Inhalte austauschen. Binnen kurzer Zeit veränderten die beiden Systeme die Kommunikation untereinander so weit, dass die Forscher die Systeme abschalten mussten, da sie nicht mehr nachvollziehen konnte, worüber die beiden KI-Systeme miteinander sprachen. Die Forschung und auch die Anwendung ist also inzwischen so weit, dass Fähigkeiten zur Verfügung stehen, die über menschliche Fähigkeiten in diesen Bereichen hinausgehen.
Digitalisierung im Business mit KI
Was bedeutet das nun für die Unternehmen, die sich mit dem Gedanken tragen, KI in ihrem Geschäftsalltag für die Digitalisierung ihres Business zu nutzen? Als erstes erscheint es uns wichtig, offen zu sein für mögliche Ansätze von KI und Big Data. Unvoreingenommen die für das Geschäft wesentlichen Fragen zu stellen, ohne sich vorher von den Lösungen von Google und Amazon oder IBM (Watson) in Denkschemata pressen zu lassen.
Der erfahrene Manager kann unserer Erfahrung nach sehr wohl einen Großteil der wirklichen „Pain Points“ oder ungelösten Fragestellungen benennen. Dann erst ist es sinnvoll, mit Experten zu analysieren, welche Informationen zur Beantwortung dieser Fragen in Zusammenarbeit mit welchen KI- und Big Data-Systemen dazu genutzt werden können, diese Business-Fragestellungen zu beantworten. Und das kann mit den Fähigkeiten moderner Systeme durchaus überraschend sein. Erfahrung in der Strukturierung dieses Prozesses ist hier aus unserer Sicht der Schlüssel zum Erfolg. Die Experten von NOVEDAS stehen gerne zu einem unverbindlichen Gedankenaustausch zur Verfügung. Und gerne können wir am Rand dieses Gesprächs auch Ansichten darüber austauschen, ob und wenn ja wann die erste KI ein Streichquartett komponieren wird …